Ein Gedanke

Verunsicherung. Wenn Otto Normalverbraucherin heute an Events denkt, breitet sich vor allem eine Emotion aus: Verunsicherung. Findet das Konzert, für das ich mich interessiere, tatsächlich statt? Oder wird mal wieder abgesagt oder zum x-ten Mal verschoben? Welche Regelung gilt gleich nochmals, 2G oder doch 3G, mit plus oder ohne und was genau heißt noch gleich „plus“? Was passiert denn mit meinem Ticket, wenn verschoben wird? Und wenn die Show stattfindet, laufe ich dann Gefahr, mich anzustecken? Macht das überhaupt noch Spaß, eine Theatervorstellung anzusehen, mit Maske und auf Abstand an der Bar in der Pause? Ist es okay, im Moment eine Messe zu besuchen, angesichts „der Lage“?

So viele Fragen, die sich vor dem geistigen Auge vieler Leute auftürmen, wenn sie an Events denken. So viele Fragen, auf die wir Veranstalter oftmals richtig gute Antworten haben. Nur eines finde ich bedenklich: dass diese Fragen ganz oft mittlerweile im Vordergrund stehen. Und dass sie die eigentlich wichtigen, originären Aspekte rund um Events oft überschatten. Warum sollte ich das Event besuchen? Was kann ich dort erleben? Was bringt mir das Event, das Live-Erlebnis? Welche Emotionen kann ich nur dort, live vor Ort erfahren? Warum ist es einfach nur wichtig, dass ich da hin gehe?

Vor lauter Verunsicherung tritt der wesentliche Kern eines Events in den Hintergrund. Viele Leute sehen in einer Veranstaltung nicht mehr das Erlebnis an sich, sondern nur noch die Begleitumstände. Wir müssen diese Fragen beantworten und aufklären, das ist schon richtig. Wir müssen jedoch auch wieder die Sehnsucht und das Verlangen nach dem Erlebnis schüren. Bilder zeigen, warum unsere Events wichtig für die Leute sind, warum sie besucht werden müssen, wenn es nur irgendwie geht. Nur dann, wenn bald wieder das Erlebnis die erste Assoziation bei Events ist – und nicht die Verunsicherung -, nur dann werden wir wieder volle Konzertsaale und lange Schlangen vor den Messeständen sehen. Und uns dran erfreuen können. 

In den letzten Tagen hat sich glücklicherweise viel Gutes für die Branche getan, zumindest in Sachen wirtschaftliche Absicherung für die nächsten Wochen. Und die Aussichten, die der neue Koalitionsvertrag enthält, gefallen offenbar vielen – auch wenn er bei weitem noch nicht alle Forderungen der Branche erfüllt (oder auch erfüllen kann). Jetzt gilt es, sich der Gunst des Publikums wieder zu versichern und um sie zu werben.

Es ist wohl unser aller Aufgabe und die der Medien, dass diese Assoziation wieder an Gewicht gewinnt. Wir müssen stimmungsvolle Bilder produzieren, die nach und nach wieder in den Vordergrund rücken. Das kann kein einzelner Veranstalter und keine Agentur. Es ist eine Aufgabe für unsere gesamte Branche.